Camaldoli: Einsiedelei, Kloster, Wald

Als Gründungsdatum gilt das Jahr 1012 als der Benediktinermönch Romuald beschloss, bei Campo Amabile in 1100 Metern Höhe auf der toskanischen Seite des toskanisch-romagnolischen Apennins eine neue Einsiedelei zu gründen, die ein anderes „Format“ als die bereits bestehenden Benediktinerklöster haben sollte. Er gründete somit auch einen neuen Orden, den der Kamaldulenser. 


An dem Ort, der heute als „Eremo di Camaldoli“ bezeichnet wird, errichteten der Mönch und seine Jünger die ersten fünf Mönchszellen und eine kleine Kapelle. Die Einsiedelei vergrößerte sich schnell und schon bald erwies die Kapelle sich als zu klein. Im zweiten Jahrzehnt des XIII. Jh. wurde an ihrer Stelle eine Kirche gebaut, die 1220 geweiht wurde.

 

Aufgrund der durch einen im 17. Jahrhunderts ausgebrochenen Brandes verursachten Schäden wurde die Kirche Ende desselben Jahrhunderts ausgiebigen Erneuerungsarbeiten unterzogen. Aus diesem Grund weist das Innere heute einen stark barocken Stil mit viel Holz und vergoldetem Stuck auf. Die Fresken an Wänden und Decke stammen aus der selben Zeit. Außerdem werden hier zwei bedeutende Kunstwerke aus der Epoche vor der Renovierung verwahrt: eine Keramik von Andrea della Robbia aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert und das Altarbild des Hauptaltars von Agnolo Cosimo di Mariano.


Das Eremo di Camaldoli ist nicht nur eine Kirche. Beim Betreten des heiligen Ortes zieht der Bereich der Einsiedelei mit seinen zahlreichen, gut gepflegten Mönchszellen, dem geraden, gepflasterten Weg und den dunklen Kronen der allgegenwärtigen, majestätischen Tannen im Hintergrund sogleich die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich. Im Laufe der Zeit wurde der Klosterkomplex immer grösser, bis er im sechzehnten Jahrhundert die Dimension des heutigen Klosters von Camaldoli annahm. 


Abgesehen von der riesigen und schlichten Klosteranlage als Ganzes sind besonders sehenswert die inneren Kreuzgänge, die faszinierenden Räumlichkeiten der alten Apotheke, wo die beliebten Erzeugnisse der Mönche erhältlich sind und die den Heiligen Donato und Ilariano geweihte Kirche. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut; ihr Inneres ist im Barockstil gehalten und die Wände sind mit fünf Gemälden des berühmten Malers Giorgio Vasari aus Arezzo geschmückt. 


Die Einsiedelei und das Kloster von Camaldoli hat noch viel mehr zu bieten, Orte von unendlicher Faszination und großer geistiger, historischer und künstlerischer Bedeutung, wie die Refektorien der Mönche, die Klausur des Klosters oder die antike Bibliothek des Sacro Eremo, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und ausschließlich zu Studienzwecken besichtigt werden dürfen.


Gleichzeitig ist Camaldoli, welches im Herzen des Nationalparks Foreste Casentinesi liegt, auch Synonym für wunderschöne und unberührte Natur, wo man sowohl anspruchsvolle Wanderungen als auch erholsame Spaziergänge durch jahrhundertealte Tannen- und Buchenwälder, über Bergwiesen und zu Aussichtspunkten mit einem atemberaubenden Panorama machen.